Impfzentrum Perleberg: Wie aus Mitarbeitenden eine „Familie“ wurde

Mehr als ein halbes Jahr ist die Rolandhalle in Perleberg als Impfzentrum erste Anlaufstelle für Corona-Schutzimpfungen in der Prignitz. Zu Hochzeiten hat das Team vor Ort mehr als 1.000 Impfungen täglich durchgeführt. Mit dabei war auch Johannes Neumann als operativer Leiter des Impfzentrums.Datenschutz, Brandschutz, Arbeitsschutz: Das sind die Themen, um die sich Johannes Neumann im DRK-Kreisverband Prignitz seit 2018 kümmert. Da neben dem Brand- vor allem der Gesundheitsschutz in seinen Händen liegen, macht ihn Kreisverbands-Geschäftsführer Dietrich Döring mit Beginn der Pandemie 2020 zum Corona-Beauftragten. „Meine Aufgabe war es, mir für die verschiedenen Einrichtungen des Kreisverbands Hygiene- und Sicherheitskonzepte zu überlegen“, erinnert sich Johannes Neumann.

Egal, ob das Beschaffen von Schutzkleidung, Corona-Schnelltests oder die Arbeit mit Inzidenzen und Abstandsregelungen: Er bewährt sich als Corona-Beauftragter und unterstützt genauso bei Corona-Testungen und mobilen Impfteams in der Prignitz.

 

Das Engagement schwarz auf weiß sehen

Als es dann darum geht, einen Leiter für das Impfzentrum in der Perleberger Rolandhalle zu finden, das im März 2021 öffnet, ist Johannes Neumann zur Stelle – und genau der richtige dafür. Damit trägt er zusammen mit seinem Team vor Ort bis zur Schließung des Impfzentrums im August 2021 entscheidend dazu bei, dass mehr als 51.000 Corona-Impfungen dort stattfinden. Eine Zahl, die Johannes Neumann stolz macht.

Vor allem, als im September 2021 erstmals Corona-Impfzahlen aus Brandenburger Landkreisen und kreisfreien Städten veröffentlicht werden, befindet sich die Prignitz unter den Landkreisen mit der höchsten Impfquote. „Das gesamte Team des Impfzentrums hatte einen großen Anteil daran. Das, was wir dort geleistet haben, schwarz auf weiß zu sehen, ist ein gutes Gefühl“, sagt Johannes Neumann.

 

Nicht nur Impflinge aus der Prignitz

Er kann sich noch gut erinnern, wie sich das Team vor Ort bis zur Belastungsgrenze engagiert hat, um allen Menschen die Corona-Schutzimpfung zu ermöglichen. Besonders die Zeit, als es an Impfstoff mangelte und Impfberechtigungen sich regelmäßig änderten, machte allen Mitarbeitenden im Perleberger Impfzentrum zu schaffen. „Schon mit den normalen operativen Aufgaben hatten wir alle Hände voll zu tun. Dann aber zu entscheiden, ob der Impfling geimpft werden darf oder nicht, war oft eine große Herausforderung, wenn Fälle nicht eindeutig waren“, erinnert sich der ehemalige Impfzentrumsleiter.

Man darf nicht vergessen: Zum Perleberger Impfzentrum in der Rolandhalle kommen nicht nur Impflinge aus der Prignitz. Aufgrund der geografischen Lage am Nord-West-Zipfel Brandenburgs entschieden sich auch Menschen aus Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen oder Sachsen-Anhalt dafür, sich dort impfen zu lassen.

Denn während manche Brandenburger Impfzentren zeitweilig keine Impftermine anbieten konnten, waren diese in Perleberg meist kurzfristig möglich. Johannes Neumann kann sich noch gut an einen Impfling aus München erinnern, der den Weg bis in die Rolandhalle auf sich nahm, weil ihm die Corona-Schutzimpfung so wichtig gewesen ist.

 

Besondere Herausforderung für Perleberger Impfzentrum

Das Besondere am Impfzentrum Perleberg war auch, dass es mit seinem Start im März 2021 komplett ohne die Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg an den Start gegangen ist. Das bedeutete im Umkehrschluss: Sämtliche Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal, das es für die Impfungen brauchte, wurde eigenständig organisiert.

„Der Großteil der Mitarbeitenden im Impfzentrum stammte aus der Prignitz. Im Rückblick bin ich davon überzeugt, dass das maßgeblich zur hervorragenden Teamleistung beigetragen hat, die wir in der Rolandhalle vollbracht haben“, sagt Johannes Neumann.

Neben noch berufstätigen Ärztinnen und Ärzten wurden auch so manche pensionierte für das Vorhaben gewonnen. Sie alle wollten unbedingt dazu beitragen, die Pandemie zu bekämpfen und helfen.

Wenn Johannes Neumann über das Team spricht, bezeichnet er sie als Familie. „Egal, ob im Lager, die Lotsen, in der Registrierung: Wir alle waren Monate an einem Ort und haben zusammen viel geschafft, viel erlebt. Das hat zusammengeschweißt“, sagt der ehemalige Impfzentrumsleiter. Dadurch seien nicht nur so einige Freundschaften, sondern auch vereinzelte Partnerschaften entstanden.

 

Erfahrungen als Landmaschinenverkäufer hilfreich

Auch für ihn als ehemaliger Impfzentrumsleiter war es eine intensive und erfahrungsreiche Zeit. „Punkte wie Teamführung, Chef sein und permanent im Fokus stehen, waren mir neu. Und es kostete jede Menge Kraft, dem damit verknüpften Druck gewachsen zu sein“, bilanziert Johannes Neumann.

Immerhin: Dort konnte er sein Organisationstalent voll ausspielen. Auch die Selbstpräsentation bei Presseterminen waren für ihn aufgrund seiner beruflichen Vorerfahrung kein Problem: „Vor meinem Job beim DRK bin ich Landmaschinenverkäufer gewesen. Das kam mir bei meiner Arbeit im Impfzentrum auf jeden Fall zu Gute.“